„Freispiel“ beim Filmfestival Cologne – Arno Steffens Großtat endlich im Kino!

 

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J. Dahmen, A. Steffen, B.L. Reiniger (v.l.)   (Foto: (c) entertaim.net/Hannig)

Im November 1993 war der Kölner Stadtgarten Schauplatz eines einzigartigen Musikprojekts. Vierzig Musiker der unterschiedlichsten Generationen und Stile (Krautrock, New Wave, Postpunk, Elektronische Musik) trafen in kleinen Gruppen aufeinander, um zusammen ohne Vorgaben in Sessions zu spielen, eine Idee des Kölner Musikers Arno Steffen und des Regisseurs Burkhard Steger. Mit dabei waren u.a.: Jaki Liebezeit (Can), Peter Hook (New Order), Billy Currie (Ultravox), Andrew Gill (Gang of Four), Blaine L. Reininger (Tuxedomoon), Sven Regener (Element of Crime), Gudrun Gut (Malaria), Helmut Hattler (Kraan), Thomas Schwebel (Fehlfarben), FM Einheit (Neubauten), Karl Bartos (Kraftwerk).

logoDie Dokumentation dieses Ereignisses von Burkhard Steger galt bis vor Kurzem als verschollen – wie auch immer ein Film in den 90ern so einfach verschwinden kann…. auf jeden Fall wurde er damals nur in einigen wenigen Kinos gezeigt, während der mitproduzierende WDR aufgrund einer personellen Umbesetzung den Film nicht ins TV-Programm nahm. Und weg war er!

Arno Steffen, Kölner Hansdampf in allen musikalischen Gassen (Zeltinger, Triumvirat, LSE, und natürlich als Solokünstler) und Initiator damals, ließ der Film allerdings und zurecht keine Ruhe. Im Anschluss an das Screening erzählte er dem begeisterten Publikum im ausverkauften Kinosaal, dass irgendwie doch noch eine VHS-Kopie des Films aufgetrieben werden konnte. Man machte sich also daran, die Film- und Tonspur neu zu mastern. Und siehe da: wir wurden Zeugen eines rockmusikhistorisch beeindruckenden Events. Die Lässigkeit, Spielfreude und das Improvisationstalent der anwesenden Musiker wurde in beeindruckenden Bildern und vor allem Tönen festgehalten. Es gab brutal geile Jams, und tolle ausgearbeitete Songs, mit Musikern, die so nie mehr zusammenkamen. Wie z.B. Helmut Hattler seien typischen Trademark-Kraan-Bass einsetzte, oder Peter Hook seinen, oder Sven Regener seine Trompete, einfach nur toll. Den großen Jaki Liebezeit an den Drums zu sehen, ein Traum. Großartig die Szene, als Billy Currie ein Stück auf der E-Violine spielt, und am Ende Arno Steffen dazukommt und sich tierisch freut, wie geil denn dieser Song war. Und Currie ganz stoisch: ach, das war nur der Soundcheck….

Rückblickend erscheint es völlig irreal, wen Steffen da alles akquirierte – und noch irrealer, dass auch alle kamen! Heute erscheint es ihm auch in der Retrospektive völlig unglaublich, und weiß gar nicht mehr so genau, wie das damals alles funktionierte.
Blain L. Reiniger (Tuxedomoon) war auch zugegen im Kino. Gefragt, wie er das damals alles erlebt hat, erntete er Publikumslacher, als er meinte: Ich kann mich überhaupt nicht erinnern damals überhaupt dabei gewesen zu sein. Waren wohl zu viele Drogen bei ihm im Spiel …. Quasi als Wiedergutmachung spielte Blaine dann ein circa halbstündiges Gänsehaut-Set auf der Kinobühne, zusammen mit Jürgen Dahmen (ebenfalls Protagonist des Films) an den Keyboards.

Ein großartiger Abend, und ein dank an das Filmfestival, diese lange verschollene Sternstunde der Rockmusikgeschichte ins Programm genommen zu haben!!

Martin Hannig

Dahmen Reiniger live

Dahmen & Reiniger live

Freispiel Plakat