Black Star Riders / Wrong Side Of Paradise (earache/edel)
Nach einem Jahrzehnt haben die Black Star Riders bewiesen, dass sie viel mehr sind als die von manchen befürchtete Lizzy-Spin-off-Band. Vor den Aufnahmen zum fünften Album kündigte dann auch Scott Gorham an, dass er sich aus der Band zurückziehen würde. Glücklicherweise ist Ricky Warwick, wie zeitweise auch Lynott für Thin Lizzy, der Klebstoff, der alles zusammenhält und die Show durchzieht.
Jeder, der eine Black Star Riders-Platte in die Hand nimmt, weiß, was ihn erwartet: rasanter, gefühlvoller, harter Rock’n’Roll. Wrong Side of Paradise enttäuscht darum auch hier nicht und hält die unerbittliche BSR-Energie über die elf Tracks aufrecht.
Die double lead Gitarren sind aufgrund der Abwesenheit von Gorham vielleicht etwas zurückgeschraubt, aber Warwick und Martucci halten sich mit feurigen Riffs in ‚Hustle‘ und den Call-and-Response-Lines in ‚Green And Troubled Land‘ mehr als wacker. Heavy RocknRoll – aber es gibt auch Zeit zum Durchatmen in den akustisch getriebenen ‚Riding Out The Storm‘ und ‚Burning Rome‘.
Inmitten all der Riffs und Mitgröhl-Refrains setzt sich Warwick auch mit der Zunahme von Verschwörungstheorien und den Übeln der sozialen Medien auseinander und taucht sogar in die Politik seines Heimatlandes ein. Warwick sagte, dass der Song ‚Green And Troubled Land‘ die Bedrohung des Fortschritts in Nordirland durch „Leute, die uns rückwärts ziehen wollen… durch Idioten“ thematisiert. Der ewig andauernde Konflikt in Nordirland und Belfast hat sicherlich auch das Cover inspiriert. „Catch Yourself On“ hingegen befasst sich mit dem zerbrochenen moralischen Kompass von Social-Media-Trollen.
Bei elf großen Refrains auf dem Album kann man nicht erwarten, dass alle die gleichen hymnischen Höhen erreichen. Dennoch gibt es weit mehr Hits als Fehlschläge. Der Goodtime-Rocker „Better Than Saturday Night“ mit Joe Elliot (Def Leppard) als Backgroundsänger – der, so Warwick, „nie genug für mich tun kann, er ist einfach brillant“ – sticht als eine der Singles des Albums hervor.
Nur die Coverversion von The Osmonds „Crazy Horses“ (das hatten andere schon besser gemacht, z.B. Mat Sinner auf seinem Soloalbum Anfang der 90er) ist recht überflüssig. Das Beste wird bis zum Schluss mit „This Life Will Be The Death Of Me“ aufgehoben. Die rollende Basslinie und die schleichenden Gitarren bauen sich brillant zu einem fast Soul/Motown-artigen Chorus auf, bevor sie in einem der besten Leadbreaks des Albums explodieren. Geil!
Wrong Side of Paradise bietet Black Star Riders-Fans alles, was sie sich von einem neuen Album wünschen – unbedingte Empfehlung!
4/5 P.
Rock Schmidt